Die Diskussion über einen möglichen Natur-Sport-Park am Lindenberg in Ilmenau wird leidenschaftliche geführt. Die FDP mahnt nun etwas mehr Besonnenheit in der Debatte an.
Ilmenau - Der mögliche Natur-Sport-Park am Ilmenauer Lindenberg bestimmt seit Wochen die innerstädtischen Diskussionen. Die mitunter hitzig geführten Debatten scheinen der FDP nun aber zu weit zu gehen. Der Ortsverbandsvorsitzende Jan Ehemann fordert Bürger, Parteien und Interessengruppen auf, wieder zu einer sachlichen Debatte zurückzukehren. Grund für diese mahnenden Worte sei, dass sich die verschiedenen Akteure mit ihren Argumenten versucht hätten, gegenseitig zu überflügeln und teilweise dramatisiert und polarisiert hätten. "In einer Demokratie hat nicht zwingend derjenige Recht, der sich am lautesten und drastischsten zu Wort meldet", so Ehemann.
Wie er erläutert, hätten beispielsweise weder der aktuelle noch der zukünftige Stadtrat im Sinn, den Lindenberg unwiederbringlich zu zerstören. Der mögliche Natur-Sport-Park müsse unbedingt im Einklang mit der Natur stehen. "Denn die angesprochenen Zielgruppen wollen ihre Aktivitäten ja gerade in der Natur erleben."
Solchen Worten scheinen mehrere Anwohner der Ilmenauer Steinstraße aber nicht viel Glauben zu schenken. Sie haben sich nun in einem Brief an die Redaktion in die Debatte eingeschaltet. Sie fühlen sich von der Machbarkeitsstudie in besonderem Maße angesprochen, sind sie doch die unmittelbaren Nachbarn des Projekts.
Für viele der Anwohner verbietet sich ein Eingriff am Lindenberg. So sei er eine stadtnahe Oase, in der man in Ruhe die Natur genießen könne. Nicht zuletzt sei der Berg ein Wanderparadies und auch eine Frischluftzufuhr für die Stadt Ilmenau. "Die Naturkatastrophe durch Kyrill hat dem Lindenberg großen Schaden zugefügt. Sehr vielen Ilmenauer Bürgern ist es mit zu verdanken, dass sich unser Hausberg heute überhaupt wieder erholt hat und ein naturnaher Bewuchs heranwächst", schreibt Peter Kürschner im Namen der Anwohner.
Die Sorge der Ilmenauer gilt aber auch dem Schortetal. Sie befürchten, auch wenn Jan Ehemann eine derartige Gefahr nicht sieht, dass durch die notwendigen Parkplätze, Zufahrtsstraßen und die Lifte die einmalige Landschaft des Schortetals unwiederbringlich zerstört würde.
Suche nach Kompromiss
Inwiefern sich Befürworter und Gegner des Sport-Parks, aber auch neutrale Beobachter zeitnahe auf einen allgemeinverträglichen Kompromiss einigen können, bleibt somit abzuwarten. Dass überhaupt derart ausführlich zum Thema diskutiert wird, begrüßt FDP-Vertreter Jan Ehemann jedoch ausdrücklich. Denn fest steht für ihn: "Nichts tun ist keine Option. Die zahlreichen illegalen Mountainbikestrecken auf den Bergen rund um unsere Stadt und deren intensive Nutzung sind ein deutliches Zeichen dafür, dass der MTB-Sport sich immer größerer Beliebtheit erfreut. Hier kommen sich bereits jetzt Wanderer, Jogger, Geochacher und Mountainbiker regelmäßig in die Quere. Gerade den Mountainbikern müssen wir die Möglichkeit bieten, ihrem Hobby auf legalen und ausgewiesenen Strecken nachzugehen."
Auch die weiteren angedachten Nutzungsideen der Machbarkeitsuntersuchung könnten die Attraktivität der Stadt und der Region seiner Ansicht nach weiter steigern. Im Detail müsse aber nach konsensfähigen Lösungen gesucht werden. So solle man beispielsweise darüber nachdenken, den vorhandenen alten Skilift zu ertüchtigen oder zumindest die dort schon vorhandene Schneise für einen neuen Lift zu nutzen, anstatt eine neue Schneise auf der anderen Bergseite zu schlagen.
Und noch ein weiterer Aspekt dürfe nicht außer Acht gelassen werden: Die finanziellen Möglichkeiten der Stadt, auch im Hinblick auf mögliche Folgekosten. Dem stimmen auch die Anwohner der Steinstraße zu. Sie teilen die Meinung von Oberbürgermeister Daniel Schultheiß, dass es unseriös sei zu glauben, dass mit den 20 Millionen Euro Investitionen jetzt alle Touristen aus Mitteldeutschland nach Ilmenau kämen. "Die Erfahrungen zeigen, dass viele gigantische Projekte in der Vergangenheit mit sehr vielen Fördermitteln aus dem Boden gestampft wurden, aber in der Folge der laufende Betrieb nicht finanzierbar war. Das Badehaus Masserberg oder das Bad in Oberhof sind Beispiele dafür", so Kürschner.