Möllemann

Teile der Thüringer Liberalen stützen Aussagen Möllemanns

ARNSTADT. Es donnerte gestern über der Bundeskegelbahn in Arnstadt, als die Liberalen kamen. Nicht alle, aber wichtige. Vier Tage vor dem Wahlparteitag in Hirschberg wollte Roland Buttgereit, der regionale FDP-Bundestagskandidat aus Ichtershausen bei Arnstadt, etwas tun gegen den Lager-Wahlkampf. Zum "Vermitteln zwischen den konkurrierenden Kreisen" hatte er gestern die Kreisverbände Gotha, Weimarer Land, Hildburghausen, Saalfeld-Rudolstadt und Schmalkalden-Meiningen gebeten. Die Rivalen Andreas Kniepert und Egidius Arens waren nicht geladen.

"Sachthemen statt Personalfragen in den Vordergrund", forderte Buttgereit. Doch das Sachthema Antisemitismus hatte der Landesvorsitzende Andreas Kniepert am Vormittag gerade wieder angeheizt, indem er erneut für Jürgen Möllemann Partei ergriff und den Zentralrat der Juden in der Debatte zum Einlenken aufforderte. "Ich bedaure, dass der Zentralrat der Juden eine ziemlich versteifte Haltung einnimmt", sagte Kniepert und fügte scheinheilig an: "Wenn das Thema nicht heruntergefahren würde, wäre das für die Wahlkampfphase unerfreulich."

Letzteres fürchten offenbar die meisten Thüringer Liberalen. "Möllemann leidet unter Profilneurose. Aber wir haben hier unsere eigenen Probleme", sagte der als Kniepert-Kritiker bekannte Ex-Vorständler Thomas Vollmer aus Hildburghausen gestern. Und der Gastgeber Roland Buttgereit fügte hinzu: "Ich bin ein Israel-Freund und stütze trotzdem Möllemann. Hier aber geht es um anderes."

Möllemann hat im Grunde Recht, sagten gestern die meisten Liberalen in Arnstadt und suchten gleichzeitig nach Auswegen, um das Thema nicht weiter eskalieren zu lassen. Die Frage des Landesvorsitzenden, die am Sonntag zwischen Kniepert und dem Bundestagsabgeordneten Karlheinz Guttmacher entschieden werden soll, will keiner nun anhand des aktuellen Streits entscheiden.

Vielleicht, munkelte es gestern, könnte es am Sonntag sogar noch einen dritten Kandidaten geben. Ex-Vorständler Volker Weber, der gestern rein zufällig auch in der Gaststätte an der Kegelbahn in Arnstadt saß.Weber machte dazu eine abweisende Kopfbewegung, richtig dementiert hat er nicht. Und wie denkt er über Möllemann? "Seine Aussagen sind nicht verkehrt, aber die Debatte darf uns nicht aus den Händen gleiten."

Thüringer Allegemeine

05.06.2002 Roland Buttgereit