Von Uwe Appelfeller
Zahlen, Daten, Fakten: Die Thüringer FDP-Fraktionsspitze informierte sich gestern im Auslandsamt der TU Ilmenau über die internationalen Beziehungen des Freistaates im Universitätsbereich.

Ilmenau - Es sei das erste Mal gewesen, sagt Gudrun Matthies, dass sich eine Landtagsfraktion in dieser Form so intensiv nach den Internationalen Beziehungen der Technischen Universität Ilmenau bei ihr erkundigt hätte. Die Leiterin des akademischen Auslandsamtes hatte gestern Vormittag einen knapp zweistündigen Vortrag vorbereitet, den sich die FDP-Leute anhörten. Deren Fraktionsvorsitzender Uwe Barth und Geschäftsführer Carsten Klein bestätigen: "Wir wollen uns im Bereich des internationalen Bildungsmanagements und der internationalen Beziehungen informieren."

Hintergrund: Carsten Klein ist Vorsitzender des Landesfachausschusses Internationale Politik, zudem gehören die gestrigen Gäste der Thüringer Sektion DGLI (Deutsche Gruppe der Liberalen Internationalen) an. Und: Die FDP Fraktion hatte kürzlich im Thüringer Landtag eine große Anfrage gestellt, in der es um die Internationalen Beziehungen des Freistaates Thüringen geht. In dieser Anfrage sollen auch die länderübergreifenden Partnerschaften auf dem Gebiet der auswärtigen Kultur und Bildungspolitik beleuchtet werden.

Die intensivsten Beziehungen habe man nach Russland, Malaysia, Peru und Brasilien, erklärt Gudrun Matthies, was am internationalen Engagement einiger Professoren liegt, die zu Universitäten in diesen Ländern Partnerschafts-Beziehungen etabliert haben. International sei nach wie vor ein Problem, dass die Bachelor-Studiengänge nur schwer vergleichbar seien. Sie nennt das Beispiel eines portugiesischen Fachhochschul-Studenten mit Bachelor-Abschluss, der sich in Ilmenau um ein Masterstudium bewerben könne. Fraglich sei aber, ob er die entsprechenden Voraussetzungen mitbringe, um den Master-Anforderungen in Ilmenau gerecht zu werden.

Chinesen liegen vorn

Die harten Fakten der Uni Ilmenau servierte die Leiterin des Akademischen Auslandsamtes dann: Von den 6468 Studenten in Ilmenau kommen 633 aus dem Ausland, die Spitze halten China (154 Studenten), die russische Föderation und Syrien (je 54) vor Indien und Vietnam. Allein 3000 Wohnplätze gibt es auf dem Campus, doch das werden weniger: Der Trend geht mit der Sanierung der Studentenwohnblöcke immer weiter zum Einbettzimmer. "Kaum einer will noch in einem Dreibettzimmer leben", sagt Matthies. Dennoch sei Ilmenau unter ausländischen Studenten deswegen ein bevorzugter Studienort, weil hier die Lebenshaltungskosten relativ moderat seien. Ein Student soll sogar einmal vorgerechnet haben, wie man mit 300 Euro im Monat in Ilmenau leben könne, sagt Matthies.

Auf die Frage des Thüringer FDP-Chefs Uwe Barth, welche Wünsche sie an den Landtag habe, kam Gudrun Matthies vorsichtig auf das Diplom zu sprechen - ein Studienabschluss, der beliebt und nach wie vor sehr anerkannt sei. Zu Bachelor-Abschluss sagte sie hingegen, dass das Interesse der Wirtschaft daran sinke: "Die Industrie weiß nicht so recht, was sie mit einem Bachelor anfangen soll". Diese Information habe kürzlich das Handelsblatt bestätigt . Die TU sei daher sehr Master-orientiert, da das weiterführende Studium gut in die wissenschaftliche Forschung eingebunden sei.

Am Ende resümierte Carsten Klein, dass man bei Messen im Ausland mit Vorzeige-Alumnis für die TU Ilmenau werben könnte - also mit ehemaligen ausländischen Studierenden, die es später in ihrer Heimat zu Anerkennung im Beruf gebracht haben.


Freies Wort, vom 08.03.2011

09.03.2011 Freies Wort